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Im Interview mit... Giulia Ciaramella

Giulia Ciaramella kommt aus Italien und studiert European Studies im Bachelor an der Otto von Guericke Universität Magdeburg. Drei Monate lang verstärkte sie als Praktikantin das Team von EUmigra bei der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V.

Vieles war neu für sie: Sprache, Kultur, Bürokratie. In diesem Interview berichtet sie offen über ihre ersten Erfahrungen in Sachsen-Anhalt, über Herausforderungen im Alltag und darüber, was sie sich als Unionsbürgerin hier einfacher wünschen würde. Eine Geschichte über Ankommen, Hürden und kleine Erfolge.

 

Wie war dein Start in Magdeburg? Hattest du das Gefühl, dass dir die Stadt und die Uni das Ankommen leicht gemacht haben?

Mein Start in Magdeburg war ziemlich herausfordernd. Alles war neu für mich, und die Sprache stellte eine große Hürde dar. Die Menschen in der Stadt wirkten anfangs eher zurückhaltend und nicht besonders hilfsbereit. Zum Glück lernte ich während der Einführungswoche an der Universität viele nette Leute kennen – einige davon sind bis heute meine engen Freunde.

 

Welche organisatorischen Schritte musstest du zu Beginn deines Aufenthalts erledigen, zum Beispiel Anmeldung, Krankenversicherung oder Wohnungssuche?  Was davon war besonders einfach, was eher schwierig? Welche Erfahrungen hast du mit bürokratischen Anforderungen gemacht?

Gleich zu Beginn meines Aufenthalts musste ich mich im Bürgerbüro anmelden. Dort erhielt ich die offizielle Meldebescheinigung. Noch vor meiner Abreise hatte ich bereits über das Portal des Studentenwerks eine Wohnung gefunden. Vor Ort bin ich dann in deren Büro gegangen, wo man mir die Schlüssel persönlich übergab.

Auch eine Krankenversicherung musste ich abschließen. Da ich mich aber schon zu Hause gut informiert hatte, konnte ich diese Angelegenheit unkompliziert regeln – die Versicherungskarte und die Unterlagen bekam ich per Post zugeschickt. Außerdem sollte ich ein deutsches Bankkonto eröffnen. Ich habe verschiedene Banken verglichen, meine Wahl getroffen und anschließend einen Termin vereinbart. Auch hier erhielt ich die Bankkarte und weitere Unterlagen per Post. Insgesamt empfinde ich die bürokratischen Prozesse als ziemlich langsam und überfordernd – besonders, wenn man neu im Land ist.

 

Wie kommst du sprachlich im Alltag zurecht, etwa beim Einkaufen, beim Arzt, im Kontakt mit Behörden, im Gespräch mit Nachbarn oder in der Straßenbahn? Gab es Situationen, in denen du dich sprachlich unsicher oder ausgeschlossen gefühlt hast?

Mittlerweile fühle ich mich im Umgang mit der deutschen Sprache deutlich sicherer. Am Anfang hatte ich viel mehr Schwierigkeiten. Alltägliche Gespräche fallen mir inzwischen relativ leicht, ganz im Gegensatz zu Situationen wie Arztbesuchen oder Terminen bei Behörden. Dort wird oft kein Englisch gesprochen, und es kommen viele fachliche Begriffe vor, die nicht einfach zu verstehen sind. Einmal musste ich sogar zur Polizei, und es fiel mir schwer, das Problem zu schildern, weil dort ausschließlich Deutsch gesprochen wurde. Das war eine ziemlich herausfordernde Erfahrung.

 

Wie knüpfst du soziale Kontakte in Magdeburg? Hast du Möglichkeiten gefunden, mit anderen Menschen in Austausch zu kommen, zum Beispiel durch Freizeitangebote, Veranstaltungen oder Initiativen?

In Magdeburg habe ich viele Menschen im universitären Umfeld kennengelernt. Wie ich bereits erwähnt habe, konnte ich während der Einführungswoche erste soziale Kontakte knüpfen. Auch durch die Teilnahme an Sportkursen und Sprachkursen sowie bei verschiedenen Veranstaltungen organisiert von der Universität und der Stadt habe ich neue Leute getroffen und mein soziales Netzwerk erweitert.

 

Gibt es etwas, das du dir als EU-Bürgerin in Deutschland einfacher wünschen würdest, zum Beispiel bei der Wohnungssuche, im Umgang mit Ämtern oder beim Zugang zu Informationen?

Als EU-Bürgerin in Deutschland würde ich mir wünschen, dass bürokratische Abläufe vereinfacht und stärker digitalisiert werden. Viele Prozesse könnten deutlich schneller und effizienter gestaltet sein. Außerdem wäre es hilfreich, wenn in den wichtigsten Behörden auch englischsprachiges Personal eingesetzt würde – so könnten sich internationale Menschen besser zurechtfinden und würden sich weniger verloren fühlen. So könnten die Behörden klare Leitlinien für einen respektvollen und unterstützenden Empfang von Migrantinnen und Migranten entwickeln und umsetzen, um ihre Integration von Anfang an zu fördern.

 

Wie war dein Praktikum bei uns? 

Mein Praktikum bei EUmigra in der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA) war sehr bereichernd. Ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln und habe intensiv zu EU-Migrantinnen und -Migranten in Sachsen-Anhalt recherchiert. Zudem habe ich Informationsmaterialien ins Italienische und Französische übersetzt und aktiv an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen. Diese Erfahrung hat mich herausgefordert, da ich Recherchen, Meetings und den Umgang mit Daten auf

Deutsch bewältigen musste. Dies stellte einen ersten wichtigen Schritt sowohl in die Arbeitswelt als auch in mein angestrebtes Studienfeld dar.

 

Giulias Erfahrungen zeigen, wie wichtig gegenseitiges Verständnis, niedrigschwellige Informationen und sprachliche Zugänglichkeit für ein gelungenes Ankommen sind. Ihr Engagement bei EUmigra hat ihr nicht nur beruflich neue Perspektiven eröffnet – es hat ihr auch gezeigt, wie Integration gelingen kann, wenn man bereit ist, aufeinander zuzugehen.

Danke, dass du dabei warst – und wir wünschen dir für deine Zukunft alles Gute!


Interview

Constanze Klempin

Mitarbeiterin Netzwerkarbeit und Projektassistenz

Fach- und Servicestelle EU-Migration Sachsen-Anhalt

 

Telefon: +49 (0)391 5371-252

E-Mail: constanze.klempin@agsa.de

 

www.eumigra.de