Erich Magnus Sperling, geboren am 28. März 1882 in Magdeburg, war ein angesehener Kaufmann und erfolgreicher Druckereibesitzer. Sein Betrieb in der Großen Diesdorfer Straße und sein Geschäft in der Otto-von-Guericke-Straße galten als gesellschaftlich und wirtschaftlich bedeutend für die Stadt.
Während der Novemberpogrome 1938 wurde Sperlings Geschäft von Magdeburger Nazis überfallen und er öffentlich als "Hamsterer" und "Verbrecher" denunziert. Im Januar 1939 begann die systematische "Arisierung" seiner Firma durch verschiedene Institutionen, darunter die Stadt Magdeburg.
Im September 1939 wurde Erich Sperling in "Schutzhaft" genommen und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Dort musste er sein gesamtes Vermögen abgeben. Er starb am 18. Mai 1940 im KZ Sachsenhausen. Vor seinem Tod hatte er unter Zwang eine "Arierin" als Erbin eingesetzt, die Stadt Magdeburg erhob eine erhebliche Erbschaftssteuer von fast einer Million Reichsmark.
Erich Sperling starb am 18. Mai 1940 im KZ Sachsenhausen bei Oranienburg offiziell an den Folgen einer Blutvergiftung. Seine Asche wurde auf den israelitischen Friedhof in Magdeburg überführt, was für gläubige Juden eine religiöse Tragödie darstellte.
Eva Wiethaus, geborene Nathan, wurde am 2. Januar 1901 in Magdeburg geboren und wuchs als Einzelkind auf, nach dem frühen Tod ihrer Schwester. Anfangs lebte sie mit ihren Eltern Karl Nathan und Gretchen Nathan in der Kaiserstraße 88 (heute Otto-von-Guericke-Straße), bis sie in die Gustav-Adolf-Straße 22 zogen. Ihr Vater war Mitinhaber des Geschäfts "Richter, Bilke & Co., Papier- und Schreibwaren en gros".
Eva erlebte den Ersten Weltkrieg und arbeitete nach ihrer Ausbildung als Haushaltshilfe oder möglicherweise auch als Krankenschwester. Sie heiratete den nicht-jüdischen Gastwirt Fritz Wiethaus, doch die ersten Jahre der Ehe wurden vom Tod ihrer Eltern überschattet.
Nach der Machtergreifung der Nazis ließen sich das Ehepaar scheiden, und Eva wohnte schließlich in der Otto-von-Guericke-Straße 16. Dies dürfte eine bereitgestellte Notlösung des Geschäftsfreunds ihres Vaters, dem Papierhändler und Druckereibesitzer Erich Sperling, gewesen sein.
Bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 wurde Eva als Jüdin in einer Wohngemeinschaft mit einigen Nichtjuden entdeckt. Dies führte möglicherweise zu einer Anklage wegen sogenannter "Rassenschande" im gleichen Jahr. Am 5. Oktober 1939 wurde sie mit dieser Begründung unter der Nummer 2224 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück in der Uckermark deportiert. Die Insassinnen wurden dort zu schwerster körperlicher Arbeit gezwungen, die von einer Reihe deutscher Firmen angeleitet wurde. Eva starb vermutlich im Februar 1942. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt, da zu dieser Zeit viele Daten verschleiert wurden.
Erich Magnus Sperling & Eva Wiethaus
Otto-von-Guericke-Straße
39104 Magdeburg
Stadtgeschäft der Buchdruckerei Sperling,
Otto-von-Guericke Str. 16 in den 30er Jahren