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Jüngere Generationen bei Meridian

Die SKV «Meridian» e.V. wurde im Januar 1999 gegründet und seitdem ist ein wichtiger Teil vom einewelt haus. Die Aufgaben von dem Verein umfassen sehr vielfältige soziale Lebensaspekte von der Hilfe bei der Integration und Sprache bis zur Unterstützung von Kultur, Bildung, Kunst durch Durchführung allerlei Veranstaltungen. Bei Meridian sind Menschen aus ganz unterschiedlichen Generationen herzlich willkommen und haben die Möglichkeit viele Aktivitäten auszuüben oder etwas Neues zu lernen.

 

Von Daria Voronkina & Robert Klein


Tatjana und das Generationstheater

 

Als ein aktives Mitglied der SKV „Meridian“ wurde Tatjana für ein Interview eingeladen, um mit dem Magazin „Deine Welt“, ihre gesammelten Erfahrungen und Erinnerungen über den Verein zu teilen.

Tatjana ist 23 Jahre alt und wurde ursprünglich auf der Halbinsel Krim geboren. Seit 20 Jahren lebt sie in Magdeburg und trägt aktiv zum soziokulturellen Leben des Vereins bei. Wie für viele andere Teilnehmende ist „Meridian“ für Tatjana ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden und sie würde uns gerne darüber im Folgenden ein wenig Einblick gewähren.

 

Tatjana, danke für deine Teilnahme an diesem Interview. Könntest du uns bitte schildern, wie sich dein Weg zu „Meridian“ ergab?

 

Nachdem meine Mutter zusammen mit mir nach Deutschland umzog, hat sie sich viel Mühe gegeben mich richtig zu integrieren. Dabei war es sehr wichtig, dass ich die russische Kultur und Sprache nicht vergesse. So kam sie mit mir als ich vier Jahre alt war erstmals zu „Meridian“, wo ich anfing, die Grundsätze der russischen Sprache zu lernen. Es war aber nicht das Einzige, womit ich mich bei „Meridian“ als Kind beschäftigt habe. Später bin ich dem Kinderchor beigetreten und danach noch dem Malkurs. Mit 13 Jahren habe ich beschlossen die Tanzgruppe zu besuchen, wo ich viele Freundschaften geschlossen habe, welche ich bis heute noch habe. Wir waren wie eine große Familie.

 

Was war dein Schwerpunkt im Verein?

 

Der Schwerpunkt dort war das Generationstheater, wo ich mit ganz verschiedenen Altersgruppen Bekanntschaft geschlossen habe.

Sehr gerne habe ich fünf Jahre lang einen Theaterkurs bei „Meridian“ besucht, wo ich gelernt habe, wie man sich selbst sicher in eine Rolle hineinversetzt und erfolgreich auf der Bühne auftritt. Dadurch, dass wir im Theater so viel geprobt haben und durch die Atmosphäre an sich, hatte ich auch nie so große Angst vor den Auftritten. Im Gegenteil, ich wurde sogar immer sehr unterstützt und gelobt, was mir eine große Motivation gab. Alle drei Monate hatte die Theatergruppe einen Bühnenauftritt. Manchmal sogar im Theater oder Opernhaus, in Schulen und auch außerhalb Magdeburgs. Die Auftritte wurden immer verschiedenen Themen gewidmet. So gab es lustige Stücke, hauptsächlich für Kinder, wo sie Spiele gespielt und gleichzeitig ein Märchen erzählt haben. Es gab aber auch ernstere Themen, wie beispielsweise ein paar Stücke von Alexander Puschkin oder Janusz Korczak, die wir dem Holocaust gewidmet haben.

 

Welchen Einfluss hatte deine aktive Teilnahme an diesen verschiedenen Aktivitäten und Veranstaltungen bei „Meridian“ auf dich und dein Leben?

 

Ich kann nur sagen, dass mein Leben dadurch dynamischer und vielfältiger geworden ist. Ich habe immer wieder etwas Neues gelernt und es hat mich sehr positiv beeinflusst. Außerdem hat es meine Talente gefördert und mein Kreativitätsverständnis verbessert. Über „Meridian“ berichte ich immer ganz gern, denn mich verbindet sehr viel mit dem Verein. Gefühlt habe ich hier mein halbes Leben verbracht.

 

Du bist ein Muttersprachler in zwei Sprachen gleichzeitig: Russisch und Deutsch. Wie nimmst du diese Dualität in der Sprache wahr?

 

Da ich zweisprachig aufgewachsen bin, kann ich beide Sprachen fließend in meinem Alltagsleben verwenden, ohne einen spürbaren Unterschied zu merken. Zuhause spreche ich mit meiner Mutter immer nur auf Russisch, an der Uni meistens auf Deutsch. Ich sehe nicht mehr, wo diese Grenze in meinem Leben zwischen russischer und deutscher Kultur verläuft. Das wird für mich nur deutlicher, wenn ich meine erste Heimat besuche. Die sprachliche Vielfalt hat mir in meinem Leben immer nur weitergeholfen. So konnte ich für mich Arbeit finden, dadurch, dass ich vom Deutschen ins Russische übersetzen konnte. Genauso war es auch bei „Meridian“, wo beide Sprachen gebraucht wurden. Es war für mich dann immer einfach, mich auf einer der beiden Sprachen, je nach Situation, auszudrücken und so problemlos andere zu verstehen. Diese Fähigkeit gab mir natürlich die Möglichkeit von beiden Kulturen das anzueignen, was zu mir selbst passt. Das hat auch meinen Charakter und meine Werte geprägt, was ich schon immer als vorteilhaft empfunden habe.

 

Seitdem du jetzt Studentin bist, ist es möglicherweise aus Zeitgründen nicht mehr so einfach, das Vereinsleben und Studium gleichzeitig aktiv zu bewältigen. Möchtest du dennoch weiterhin genauso engagiert bei „Meridian“ bleiben?

 

Momentan studiere ich Wirtschaftsrecht in Bernburg, deshalb habe ich nicht mehr so viel Zeit für das Generationstheater bei „Meridian“. Danach will ich wieder in Magdeburg wohnen. Wenn ich dann wieder mehr Zeit haben werde, bringe ich wieder aktiver meinen Beitrag in das soziale und kulturelle Leben von „Meridian“ ein.

 

Tatjana, vielen Dank für das Gespräch!