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Doha Alnaimee und die arabische Sprache

Doha Alnaimee kommt aus Al-Yarmouk in Syrien. Ihr Mann arbeitet ehrenamtlich in der Orientierungsberatung im einewelt haus. Seit einem Jahr unterrichtet sie einmal die Woche Kinder verschiedenen Alters in Arabisch. Die Integration war für sie nicht immer leicht. Deshalb möchte sie jetzt andere unterstützen und dabei die arabische Sprache in Deutschland bewahren. Sie fördert Integration durch Mehrsprachigkeit. 

 

Von Daria Voronkina


Hallo Doha, vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Du bist als Freiwillige im einewelt haus für den arabischen Sprachkurs verantwortlich und es würde mich sehr interessieren: Wie hat es alles mit dem Sprachkurs angefangen? 

 

Die Idee, einen Sprachkurs für Arabisch zu organisieren ist ursprünglich meinem Mann Hussam eingefallen. Vor drei Jahren hat er sich für den Bundesfreiwilligendienst in der Auslandsgesellschaft engagiert. Dort bot ihm sich die Gelegenheit, drei Klassenräume für Arabisch anzubieten. Dabei haben ihm Maja, Manja und Andreas sehr geholfen. Seitdem stehen uns 3 Klassenzimmer zur Verfügung, in denen ich und noch zwei Lehrer jeden Sonntag Arabisch für Kinder von 6 bis 13 Jahren unterrichten. 

 

Und wie bist du dazu gekommen, Arabisch zu unterrichten? Ist es deine Fachrichtung? 

 

Bevor ich hier mit dem arabischen Sprachkurs angefangen habe, war ich in meinem Heimatland neun Jahre Erzieherin in einem Kindergarten. Ich kenne mich gut mit verschiedenen Lernmethoden aus und meine Erfahrung lässt mich den Unterricht qualitativ und vielfältig halten. Ich kann sagen, dass ich die Arbeit mit Kindern sehr mag, weil es immer viel Raum für Kreativität gibt. 

 

Wenn Kreativität ein Teil von dem arabischen Sprachkurs ist, welche Aktivitäten organisierst du mit Kindern im Unterricht?

 

Der Unterricht dauert insgesamt 3 Stunden und dazwischen haben wir eine kleine Pause. Unsere Teilnehmer:innen sind meistens von jüngerem Alter und deswegen müssen sie sich ab und zu bewegen. Ich gestalte meinen Unterricht vielseitig und bringe Karteikärtchen, Bilder, Farbpapier, Filzstifte oder Farben mit und dadurch haben die Kinder Spaß am Unterricht. Über einen Beamer sehen wir uns zusammen Videos auf Arabisch an, um danach über die Themen in den Videos zu diskutieren. Außerdem finden bei uns verschiedene Veranstaltungen statt. Und auch wenn sich die Feiertage in unserem Heimatland und in Deutschland stark unterscheiden, versuchen wir trotzdem etwas zu veranstalten. 

 

Wenn es möglich ist, können die Eltern zum Feiertag Spezialitäten mitbringen oder wir organisieren für die Kinder Spiele und erstellen zusammen farbige Plakate, die wir nachher an die Wand hängen können. 

 

Was denkst du, inwiefern spielen Sprachen eine entscheidende Rolle bei der Integration? 

 

Ich glaube, die Sprache spiegelt die Besonderheiten einer Kultur wider und deswegen ist es bei der Integration wichtig, die Sprache verstehen und sprechen zu können. Da jeder danach strebt, in einer neuen Gesellschaft einbezogen zu werden.

 

Was motiviert dich, die Kinder bei dem Lernen zu unterstützen? 

 

Arabische Sprache spielt für uns eine sehr große Rolle und ist dazu ein untrennbarer Teil unserer Religion, in der unsere Tradition und Lebenshaltung sehr eng mit dem Koran verbunden ist. Es ist für uns also sehr wichtig, unsere Kultur und Muttersprache den nächsten Generationen weiterzugeben. Ich merke, dass nicht alle Kinder, die zu uns kommen, auf Arabisch lesen oder schreiben können. Dann fangen wir zusammen ganz von vorne an und lernen erst das arabische Alphabet. Dafür haben wir ganz tolle Lehrbücher, die gut für das Alter von Kindern geeignet sind und viele bildhafte Beispiele enthalten. Der Sprachkurs für Arabisch, den wir anbieten, ist für Kinder hilfreich, da sie Arabisch nur in der Familie oder mit Freunden sprechen. 

 

Und wie sah dein eigener Weg zur deutschen Sprache aus? 

 

Die Sprache war am Anfang der schwierigste Teil meiner Integration, weil ich mich nicht ausdrücken konnte. Seitdem ich in Deutschland bin, hatte ich den Wunsch mich besser auf Deutsch zu artikulieren. So habe ich vor 2 Jahren angefangen, einen Sprachkurs zu besuchen. Ich muss aber zugeben, dass es mir eine Weile ziemlich schwer gefallen ist, was den Wortschatz und die Grammatik betrifft.  

 

Denn Deutsch und Arabisch unterscheiden sich sehr und da konnte ich nicht immer eine Parallele zwischen den Begriffen ziehen. Fast jedes deutsche Wort hat mehr als eine oder zwei Bedeutungen und es ist nicht so einfach, sich diese auf einmal zu merken. Dazu kam die Pandemie 2020 und danach ist es sehr problematisch geworden, Deutsch zu üben. Mir fehlte der reale Kontakt zu Muttersprachler:innen. Aber trotz dieser Situationen habe ich nicht aufgegeben und wie geplant die Prüfung für das Niveau B1 bestanden. 

 

Keine Sprache ist einfach und deine Geschichte zeigt uns, wie zielstrebig und tüchtig du weiter Deutsch lernst. Das kann andere auch motivieren, besonders wenn die Integration für sie schwer ist. Zum Schluss möchte ich noch fragen: Was würdest du dir für den arabischen Sprachkurs wünschen? 

 

2022 haben wir vor, noch einen Klassenraum zu öffnen, so können noch weitere 15 Kinder bei uns Arabisch lernen. Die meisten Teilnehmer:innen sind kleine Kinder, aber es gibt auch genügend Jugendliche, die älter als 15 Jahre alt sind und auch den arabischen Sprachkurs besuchen möchten. Ich würde mich freuen, wenn wir ihnen diese Möglichkeit bieten könnten. Und natürlich ist es gerade immer noch problematisch in den Pandemiezeiten die Veranstaltungen für Kinder und ihre Eltern zu organisieren. Ich wünsche mir, dass es mehr Aktivitäten für die Kinder geben wird.