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Warum bist du hier?

Weit mehr als 100 000 Menschen haben europaweit bereits einen "europäischen Freiwilligendienst" abgeleistet. Er reizt insbesondere Menschen auf der Suche, die einen neuen Lebensabschnitt beginnen wollen.

 

Irem ist 27 Jahre alt und kommt aus der Türkei. In Magdeburg engagiert sie sich im Offenen Kanal. Fernab von ihrer Heimatstadt Istanbul eröffnen sich in Sachsen-Anhalt neue Möglichkeiten. DEINE WELT über Irems Weg nach Magdeburg und ihr Engagement.

 

Von Diana Scharmankina


Die Geschichte des europäischen Freiwilligendienst von Irem beginnt 2015, als sie beschließt, an einem internationalen Sommercamp mit Schwerpunkt Ökologie in Spanien teilzunehmen. Es ist ein Kurzzeitprojekt und dauert zwei Wochen. Während des Camps erfährt sie von ihren Campleiter:innen mehr über die Möglichkeiten der Freiwilligenarbeit. Es wird ihr vorgeschlagen, das nach ihrem Abschluss auch einmal zu versuchen. Die Bedingungen scheinen perfekt - fast alle Kosten werden übernommen, die Teilnehmer:innen erhalten einen Intensiv-Sprachkurs und bekommen Taschengeld. Da sie schon immer daran gedacht hat, ins Ausland zu gehen, ist Irem sich sicher: “Eines Tages werde ich es tun!" 

 

 

Im letzten Jahr ist ihr klargeworden, dass dieser Zeitpunkt gekommen ist: "Mein Leben war nicht so aktiv. Ich war noch jung und versuchte, mein Leben in den Griff zu bekommen. Ich denke, das ist ein Problem unserer Generation. Nach dem Abschluss habe ich einige Teilzeitjobs angenommen, war mir aber nicht sicher, ob ich einen der Jobs haben wollte oder nicht. Und als dann Corona gekommen ist, war das eine große Depression für mich".

 

Für Deutschland entscheidet sich Irem bewusst. Ihr gefällt das Motto "Ordnung muss sein". Es wirkt außerdem so auf sie, als würden sich die Menschen in Magdeburg respektvoller verhalten. Außerdem interessiert sie sich für die Sprache und die Kultur und ihr gefällt der Gedanke, hier ihren Master zu machen. 

 

Irem kommt aus Istanbul. Ihr erster Eindruck ist, dass Magdeburg eine sehr ruhige und kleine Stadt ist, und sie hofft, dass es ihr hier nicht langweilig wird. Sie denkt sich: "Lass mal sehen, Irem. Verurteile diese Stadt nicht, sondern probiere sie aus". Jetzt gefällt es ihr hier.

 

Im Offenen Kanal hat Irem verschiedene Aufgaben. Eine davon ist ein Videobrief über sich oder Magdeburg. Außerdem hilft sie bei dem Videomagazin "Augen von Magdeburg", das alle zwei Monate erscheint. Das Magazin berichtet aus der Arbeit und dem Leben von Magdeburger:innen.

 

Irem mag die Atmosphäre und die Menschen im Offenen Kanal: "Offene Menschen im Offenen Kanal", wie sie sagt. Bei Irem gibt es keine Sprachbarriere bei der Arbeit. Alle verstehen Englisch. Manchmal wird bei den wöchentlichen Besprechungen auch Deutsch gesprochen, aber in diesem Fall übersetzt das Team wichtige Punkte für diejenigen, die diese Sprache nicht sprechen. 

 

Außerdem will Irem deutsch lernen. Auch ihre Chefin unterstützt sie dabei, indem sie versucht, auf Deutsch zu antworten, wenn sie mit Irem spricht: “Ich finde das gut, denn man muss das Gehirn zwingen, um Ergebnisse zu erzielen". 

 

Sich für ein Freiwilligenprojekt im Offenen Kanal zu bewerben, ist für Irem die beste Option gewesen, da sie hier ihre Medien-Skills verbessern kann. Und wie geht es weiter, wenn das Projekt beendet ist?: "Ich mache keine langfristigen Pläne. Jeden Tag ändert sich etwas, und nach einem Jahr werde ich neue Pläne haben".